Meine TR1 und die Midnight Spezial

Meine Vn1500 Vulcan
Meine Vn1500 Vulcan

Oft werde ich von Bekannten oder Freunden gefragt, warum ich in meinem Alter noch alles daran setze jede mögliche Minute Motorrad zu fahren.  Eigentlich eine leicht zu beantwortende Frage. weil ich es kann. Es gab Zeiten, da konnte ich nicht, wenn man 12 – 14 Std. in der Firma ist, auch Samstags arbeitet hat man einfach keine Zeit oder Lust zum Motorradfahren. Jedenfalls wenn einem was an seiner Familie liegt.

Aber Motorradfahren ist für mich ein Lebensgefühl. Wenn ich ich auf dem Mopped sitze und fahre, mir der Fahrtwind um die Nase weht und der BigTwin unter mir randaliert – dann erlebe ich die Freiheit, die mir der Alltag nicht geben kann.  Als junger Mann bin ich Sommer und Winter gefahren. Auto wäre einfacher gewesen, aber beides konnte ich mir nicht leisten… also bin ich Motorrad gefahren. Damals, mit den Kumpels auf Partys fahren, das erste Colour auf dem Rücken. Infant Terrible stand in großen Lettern über dem handgestickten Totenschädel. Keine Ahnung von der Szene, aber Rocker, richtige Outlaws wollten wir auch sein.

Und Motorradfahren wollten wir , also sind wir Motorrad gefahren. Für unsere Dorfgemeinschaft waren wir die Outlaws, dauernd besoffen und ständig irgendwo am rumprügeln, ständig auf Krawall gebürstet.  Der neue Dorfsheriff fuhr eine BMW und versuchte ständig uns einen reinzuwürgen, meist erfolglos. Für uns war das ganze Leben ein großer Spaß.

Meine TR1 nach 35 Jahren
Meine TR1 nach 35 Jahren

Und dann holte mich, wie so viele andere auch die Realität ein. Man musste Entscheidungen treffen, die nicht immer zugunsten des Motorrads ausfielen. Aber bis auf kurze Zeiträume, in denen die Garage leer blieb, hatte ich immer ein Motorrad am Start-  Aus  Rücksicht auf die Familie , aus Zeitmangel und manchmal auch aus Geldmangel bin ich aber kaum noch gefahren. Es gab Zeiten, da drängte es mich nicht mehr aufs Mopped. Der Drang nach Freiheit, das Gefühl auf zwei Rädern unterwegs zu sein wurde immer schwächer.

Irgendwann bin ich nur noch zum TÜV und zurück gefahren, es blieb mir nur noch das Träumen von vergangenen Zeiten. Aber dann, die Töchter waren aus dem Haus, die Geschäfte liefen gerade gut, kamen immer öfter Erinnerungen hoch.  Motorradtouren, Gedanken an Freiheit,  endlich wieder so leben wie ich immer leben wollte.  Und der Schwur, den ich mir gegenüber an meinem 18. Geburtstag leistete. Mit sechzig wollte ich im Sattel eines fetten Moppeds meinen Geburtstag verbringen.

Und jetzt, der Entschluß war gefaßt, ich fahre wieder regelmäßig, war die TR1 nicht mehr bereit dazu. Das lange Stehen hatte Sie kaputtgemacht. Und wieder konnte ich nicht fahren. Fast 2 Jahre haben wir versucht das treue Motorrad wieder ans laufen zu bekommen, leider dann aber doch erfolglos. Das große V2 Herz der TR1 hatte aufgehört zu schlagen.

mit den Harleys in Norddeich
mit den Harleys in Norddeich

Ja, und trotzdem bin ich an meinem sechzigsten Motorrad gefahren, habe dieses Lebensgefühl wieder genosssen. Einfach aufs Motorrad setzen und losfahren. Und das lasse ich mir von keinem mehr nehmen. Und deswegen fahre ich wieder viel und regelmäßig, genieße die kurzen Momente der Freiheit. Nehme beim Motorradfahren meine Umwelt wieder bewusster war, geniesse die Gerüche, spüre meine Welt.

Bin auch wieder einem MC beigetreten um mich mit Gleichgesinnten zu umgeben und lebe wieder. Hört sich für Aussenstehende vielleicht blöd an, aber tatsächlich habe ich das Gefühl aus einer Totenstarre erwacht zu sein und wieder richtig zu leben..

Und deswegen fahre ich auch mit 63 Jahren noch Motorrad…. und hoffe es noch viel länger zu können.

 

Warum fahre ich mit 63 noch Motorrad ?

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